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Die Geschichte der Kommission reicht in die 1990er-Jahre zurück. Auf Anregung von Jutta Dornheim und Eberhard Wolff wurde sie als Netzwerk für „Gesundheit und Kultur in der volkskundlichen Forschung“ 1995 auf dem 30. Kongress der ehem. Deutschen Gesellschaft für Volkskunde e.V. (heute Deutsche Gesellschaft für Empirische Kulturwissenschaft, kurz DGEKW) gegründet. Im Juli 2022 wurde auf Initiative der aktiven Mitglieder eine Umbenennung des Netzwerks in eine Kommission Medizinanthropologie in der DGEKW vorangetrieben. Der neue Name wurde Oktober 2022 beschlossen. Weitere Infos zur Geschichte finden Sie hier (Hyperlink).

Den Namen der Kommission verorten wir in der Nähe zu Bezeichnungen anderer internationaler Arbeitskreise (z.B. das Netzwerk „Medical Anthropology Europe“der European Association of Social Anthropology (EASA) oder US-amerikanischen Society for Medical Anthropology). Der Begriff „Medizinanthropologie“ wird daher ausdrücklich offener als nur auf den medizinischen Themenkreis und in Anlehnung an die im englischen Sprachraum geläufige Medical Anthropology verwendet. Die Kommission sieht sich als ein kultur- und sozialwissenschaftliches Netzwerk über Status-, Berufs- und Disziplingrenzen hinweg. Mit dem neuen Namen erhoffen wir uns, die bereits seit Jahren gelebte Interdisziplinarität des wissenschaftlichen Austausches nach außen zu repräsentieren (vgl. Voss 2018).

In unserem medizinanthropologischen Verständnis beschäftigt sich das Fachgebiet auf heterogene Weise mit den unterschiedlichen Vorstellungen von Krankheit und Gesundheit, mit Körperverständnissen, institutionellen Setzungen und medikalen Bedeutungszuschreibungen. Einen großen Bereich nehmen dabei verschiedene, teilweise institutionalisierte Heil- und Behandlungsmethoden ein, aber auch die Wechselwirkung zwischen Krankheits- und Gesundheitskonzepten und sozialen, kulturellen und medizinischen Systemen.

Dabei unterscheiden wir verschiedene Ebenen von Krankheit:

  • Dem Kranksein als eine individuelle Erfahrung und Wahrnehmung (illness),
  • Krankheit als Phänomen negativer körperlicher Erscheinung, wie sie aus einem sozialen, kulturellen, politischen wie auch ökonomischen gesellschaftlichen Kontext eingebettet verstanden wird (sickness) und 
  • drittens dem, was im Englischen als diseaseverstanden wird, der Krankheit als pathologischem Zustand von Organen und Organsystemen (vgl. u.a. Kleinman 1988).

Über Krankheit und das Kranksein hinaus beschäftigt sich die Medizinanthropologie im Sinne einer Medical Anthropology historisch wie gegenwartsorientiert mit den Phänomenen rund um Gesundheit, das Gesundsein und Prävention: So beispielsweise mit Dingen, Praktiken und Diskursen in ihren soziokulturellen Kontexten – sowohl im lokalen Nahbereich als auch in ihren globalen Verflechtungen (vgl. Lux 2020).

Als Kommission Medizinanthropologie bieten wir eine offene Plattform für alle, die am kulturwissenschaftlich, medizinanthropologisch wie -ethnologischen Diskurs an den Themenfeldern Gesundheit, Krankheit, Körper, Geschlecht und Medizin/Technik interessiert sind. Ziel der Kommissionsarbeit ist es, einen interdisziplinären Austausch zu fördern, die disziplinären Zugangsweisen und methodischen Herangehensweisen zu reflektieren sowie für andere Blickrichtungen zu öffnen. Ansprechen wollen wir daher Interessierte aus der Medizinanthropologie, Medical Anthropology, Medizinethnologie, -ethik, -geschichte, -soziologie, Pflegewissenschaft, Theologie sowie Gesundheitskommunikation, aber auch die Bereiche Museum und Medien, die sich aus kultursensibler Perspektive mit Fragen von Gesundheit und Krankheit im weitesten Sinne auseinandersetzen. Die Kommission wird getragen von Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Karrierestufen und ist insbesondere für Nachwuchswissenschaftler:innen offen. Das Themenspektrum ist aktuell, retrospektiv und in die Zukunft ausgerichtet. Es umfasst Themen wie zum Beispiel die Kulturalität von Kranksein, Körperlichkeit, Health Seeking Behaviour, Kurieren und Heilen, Ansätze der Medical Anthropology, Ideengeschichte und gesellschaftspolitische Relevanz der Medizinanthropologie, Disease – Illness – Sickness – Suffering, Medizinischer Pluralismus, Divination und Ritual, Biomedizin, Ökonomie der Krankheit, Public Health, Medikalisierung, Genetisierung, Körper und Leiblichkeit, Migration und Gesundheit oder Gender und Gesundheit. Eine Übersicht der vergangenen Tagungen finden sie hier (Hyperlink).

Organisiert ist die Kommission mit einer offenen Struktur innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Empirische Kulturwissenschaft e.V.. Die Hauptaufgabe liegt darin, regelmäßige Kommissionstagungen (alle zwei Jahre) zu organisieren und Publikationsprojekte umzusetzen. Außerdem pflegen wir einen Mailingverteiler, über den themenspezifische Informationen geteilt werden. Die Aufnahme in die Liste steht allen offen. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an die Sprecherinnen der Kommission.

Sprecherinnen der Kommission

Prof. Dr. Sabine Wöhlke 

E-Mail: sabine.woehlke@haw-hamburg.de

Dr. phil. Maren Heibges

Technische Universität Berlin

E-Mail: heibges@tu-berlin.de

Stand: Januar 2024